Ein nicht unwichtiger CDU-Bundestagsabgeordneter, seine unklaren Nebenverdiente bei einem dubiosen Unternehmen und zwei Abmahnungen von ihm gegen Blogger, die über ihn berichteteten ergeben? Richtig. Einen schönen Zapp-Film.
Was im Film leider keinen Platz mehr hatte: Die Informationspolitik von Herrn Fuchs. Während er abgeordnetenwatch.de zunächst so gut wie keine Fragen der an ihn geschickten Fragen beantwortete, war er zumindest bereit mit dem Stern-Kollegen Tillack zu sprechen, um dann jedoch alle Zitate zurückzuziehen und sich über die Recherche zu beschweren.
Bis zu diesem Zeitpunkt war er scheinbar nicht bereit, öffentlich zuzugeben, dass es einen Fehler in seinen gemeldeten Nebentätigkeiten gegeben hat, der durch seine wiederholt unvollständigen Meldungen mit entstanden sein könnte und der auch ihm oder seinen Büro nicht aufgefallen ist.
Ein Fehler? Niemals!
Stattdessen beharrte er sogar noch am Tag nach Veröffentlichung der Stern- und abgeordnetenwatch.de-Artikel im SWR-Fernsehen darauf, dass er alles richtig gemacht habe. Das würde ihm sogar die Bundestagsverwaltung bescheinigen.
Ein Behauptung, die nachweislich falsch ist, wenn man sich das Schreiben der Verwaltung an Herrn Fuchs ansieht. Dort steht deutlich, dass Herr Fuchs nur einmal eine Nebentätigkeit bei “Haklyut & Co” gemeldet habe und ansonsten den Namen der Firma unvollständig angegeben habe.
Wer ist schuld?
Wie es dazu gekommen sei, dass aus “Hakluyt” oder “Hakluyt London” die harmlose Geographen-Gesellschaft “Hakluyt Society” wurde, könne die Verwaltung nach 4 Jahren leider nicht mehr aufklären, erklärte mir der zuständige Ministerialdirigent am Telefon.
Es sei weder auszuschließen, dass das Büro Fuchs in einem klärenden Telefonat die “Society” statt der “Company” genannt habe, noch, dass ein Verwaltungsmitarbeiter eigenständig die Ergänzung vorgenommen habe. Aber dazu wäre es nicht gekommen, wenn die Meldung vollständig gewesen sei.
Sprich: Wer schuld daran ist, dass in den Nebentätigkeiten von Herrn Fuchs die falsche Firma angegeben wurde, kann die Bundestagsverwaltung nicht mehr sagen.
Warum nicht gleich aufklären?
Fuchs (und sogar sein Anwalt) beharrten trotzdem weiter darauf, dass der Fehler nicht beim Abgeordneten und seinen Mitarbeitern läge. Warum sie so darauf bestehen? Ich weiß es nicht. Denn ein Mitverschulden durch nicht ordnungsgemäß gemeldete Nebentätigkeiten ist in meinen Augen kaum abzustreiten.
In meinen Augen hat sich Herr Fuchs damit keinen Gefallen getan. So musste es auf die recherchierenden Kollegen so wirken, als habe Herr Fuchs etwas zu verbergen.
Keine Täuschung, sondern Unachtsamkeit?
Erst als ich im Auftrag von Zapp Herrn Fuchs zu den Sachverhalten schriftlich Fragen stellte, wurde durch seinen Anwalt eingeräumt: Herr Fuchs und sein Büro wären sich gar nicht darüber im Klaren gewesen, dass es zwei Firmen in London gäbe, die ein “Haklyut” im Namen tragen. Daher sei der Vorwurf, er habe die Bundestagsverwaltung täuschen wollen falsch. Die Verkürzung des Namens sei außerdem aus Platz- und Vereinfachungsgründen geschehen.
Und: Herr Fuchs sei “lebensnah” davon ausgegangen, dass es sich bei der dann öffentlich einzusehenden “Hakluyt Society” um die Firma handeln würde, bei der er die Vorträge gehalten habe. Übersetzt heißt das für mich: Herr Fuchs konnte nicht wissen, dass “Society” und “Company” nicht dasselbe bedeuten, sondern in Großbritannien völlig unterschiedliche Rechtsformen sind.
Meine Interpretation des Schreibens: Herr Fuchs hat die verkürzten Meldungen nicht mit Absicht gemacht, sondern war (unter anderem aus Zeitgründen) schlichtweg unachtsam. Eine nachvollziehbare menschliche Schwäche, gerade wenn man es nicht so hat mit der Transparenz.
Aber: Weder abgeordnetenwatch, noch der Stern-Kollege Tillack bekamen von ihm während Ihrer Rercherche diese Erklärungen, wie sie mir auf Nachfrage mitteilten.
tldr
Hätte Herr Fuchs sich so klar gegenüber abgeordnetenwatch.de und dem Stern gerechtfertigt wie gegenüber Zapp statt zu mauern und alles abzustreiten, hätte er sich wahrscheinlich viel Ärger ersparen können. Unter anderem einen Bericht von mir. Aber seine Informationspolitik muss sich jeder halt selber aussuchen.